Heilige der Woche


03.12.2018.-09.12.2018.
Dr. Ulrike Kurth, Deutschland
Dr. Pavels Jurs, Lettland



Bild: (C) Anne Kramer-Scholle
Paderborn 2016, DE

DER HEILIGE NIKOLAUS

Der Hl. Nikolaus wirkte als Bischof von Myra, einer antiken Stadt im Südwesten der heutigen Türkei, in der 1. Hälfte des 4. Jahrhunderts. Er ist einer der bekanntesten Heiligen der christlichen Kirche, besonders der Ostkirche. Er kümmerte sich um die Armen und Kranken und ist zudem die Grundlage der populären Figur des vorweihnachtlichen Nikolaus und des Santa Claus. Über seine historische Person ist wenig bekannt, vielmehr ranken sich viele Legenden um ihn und zahllose Kirchen sind ihm geweiht.

Wegen der kargen Überlieferung stützt sich die Vorstellung von Nikolaus auf die zahlreichen Legenden zu seiner Person. So heißt es, Nikolaus habe das von den Eltern ererbte Vermögen freigiebig an Bedürftige verschenkt, welches auch die Legende von der Mitgiftspende spiegelt.
Dieser Legende nach verhalf Nikolaus drei armen Schwestern großzügig zu ihrer Heiratsmitgift. Ihr Vater hatte nicht genug Geld ihre Mitgift zu zahlen und hatte vor, sie in die Sklaverei zu verkaufen. Dreimal ging Nikolaus des Nachts heimlich zu ihrem Haus und hinterließ jeweils einen Sack voll Geld, das der Vater nun bei ihrer Heirat für ihre Mitgift nutzte. Bei seinem dritten Besuch sah der Vater Nikolaus und dankte ihm dafür, dass er der Familie so viel Gutes erwies.

Die Streitbarkeit, die mit seiner Person verbunden wird, zeigt sich in der Überlieferung, wonach er auf dem Konzil von Nicäa Arius, den Verfechter des von ihm bekämpften Arianismus, geohrfeigt haben soll.
Kämpfertum für seine christliche Überzeugung und vor allem Hilfsbereitschaft sind letztlich die Merkmale, die den "realen" Nikolaus - wenngleich sicher unvollständig - kennzeichnen. Gerade die große Verehrung lässt viele vermuten, dass in das Bild des Heiligen Nikolaus über die Jahrhunderte auch andere Personen und ihr Wirken eingeflossen sind.
Am Ende des 3. Jh. nahe Myra geboren, wurde er mit neunzehn Jahren Priester und folgte später seinem Onkel als Bischof von Myra. Unter dem römischen Kaiser Konstantin (306-337) wurde Nikolaus zusammen mit zahllosen anderen aus der Gefangenschaft, in die sie während der Christenverfolgung geraten waren, freigelassen und widmete sich wieder dem Predigen. Er hat vermutlich 325 am Konzil von Nicäa teilgenommen, wo er der Überlieferung nach sich recht streitlustig zeigte. Er starb wahrscheinlich 350; seine Gebeine wurden 1087 aus seiner Kirche in Myra, dem heutigen Demre, geraubt und nach Bari geschafft, wo sie sich seither in der Basilica San Nicola befinden.

So wenig über die historische Person des Nikolaus sicher bekannt ist, so weit verbreitet ist die Verehrung des Heiligen. Ausgehend von Konstantinopel, in dem Kaiser Justinian ihm im 6. Jh. eine Kirche weihte, verbreitete sich der Kult im oströmischen bzw. byzantinischem Reich und damit in der orthodoxen Kirche Osteuropas, in der Nikolaus bis heute eine dominierende Rolle spielt, was sich in der sakralen Kunst, besonders der Ikonengestaltung und dem Patrozinium vieler Kirchen spiegelt.
Aber auch im Westen ist die Verehrung des Hl. Nikolaus allgegenwärtig. Er gilt als Schutzpatron einer nahezu endlosen Liste von Menschengruppen, die bekannteste Gruppe sind wohl die Kinder, sie erwarten in vielen Ländern am 6. Dezember als Belohnung für ihr Wohlverhalten eine Gabe des Hl. Nikolaus. In der Gegenwart mischen sich erkennbar viele säkulare Elemente mit der Verehrung des christlichen Heiligen. Das wird deutlich an der Gestalt des Nikolaus, die am 6. Dezember vielerorts rotweiß gewandet ist und damit der populären, aus Nordamerika kommenden Figur des Weihnachtsmannes ähnelt; deren Gestalt wurde vom Karikaturisten Thomas Nast 1863 und der Coca Cola Werbung seit den 1930er Jahren geprägt, während die englische Bezeichnung Santa Claus auf niederländische Einwanderung zurückgeführt wird.

Tausende Kirchen sind dem Hl. Nikolaus gewidmet, darunter z. B. die bekannte Nikolaikirche in Leipzig. In vielen Städten werden Feste mit besonderen Gebräuchen ihm zu Ehren gefeiert, z. B. Anfang Dezember im schweizerischen Freiburg, dessen Schutzpatron er ist.

Sowohl der ursprüngliche Begräbnisort Myra (Demre) in der Türkei als auch Bari in Italien, in das die Gebeine durch süditalienische Kaufleute im 11. Jh. gebracht wurden, sind Zentren der Verehrung.

Nach früheren Ausgrabungen zu den antiken Stätten von Myra (Demre) haben wisssenschaftliche Forschungen in Bari zu einer Untersuchung des Grabs und in jüngster Zeit zur Rekonstruktionsversuchen des Gesichtes des historischen Nikolaus geführt.

Die Verehrung

In der orthodoxen Kirche setzt die Verehrung des Hl. Nikolaus schon sehr früh, nämlich Mitte des 6. Jahrhunderts, ein. Es ist belegt, dass Kaiser Justinian um 550 eine Kirche in Konstantinopel auf seinen Namen weihte.

In der russisch-orthodoxen Kirche ist der Hl. Nikolaus eine der drei großen Ikonen auf der Ikonastase. In anderen orthodoxen Kirchen wird an dieser Stelle häufig Johannes d. Täufer gezeigt.
Die orthodoxe St. Nikolaus Kathedrale von Liepāja erhebt sich visuell und geistig über Karosta, einem militär-historisch bedeutsamen Gelände entlang der Ostseeküste. Die Kirche wurde im russisch-orthodoxen Stil des 17. Jh. errichtet und in Anwesenheit des Zaren Nikolaus II. und seines Hofes 1903 eingeweiht. Nach dem 1. Weltkrieg wurde sie protestantische Garnisonskirche und nach dem 2. Weltkrieg bis 1991 von der Sowjetarmee zu einem Sport- und Unterhaltungszentrum umfunktioniert.

Die Streitbarkeit, die mit seiner Person verbunden wird, zeigt sich in der Überlieferung, wonach er auf dem Konzil von Nicäa Arius, den Verfechter des von ihm bekämpften Arianismus, geohrfeigt haben soll.

Die orthodoxe Nikolaus Kathedrale von Liepāja entspricht in ihrer Gestalt dem bekannten Bild einer russisch-orthodoxen Basilika: sie hat eine mächtige Hauptkuppel und vier seitliche kleinere Kuppeln, Jesus und die vier Apostel symbolisierend. Sie wurde dem Hl. Nikolaus als Schutzpatron der Seefahrer geweiht und gilt daher als "Marinekathedrale" (wie auch andere Kathedralen im Zarenreich).
1901-1903 wurde die Kathedrale in Karosta, dem Hafengebiet der Stadt Liepāja, errichtet. Bereits zur Grundsteinlegungszeremonie wie auch zwei Jahre später zur Weihe kam Zar Nikolaus II. in Begleitung von Mitgliedern seiner Familie und des Hofes sowie hochrangiger Offiziere und unterstrich damit die Bedeutung des Ortes. Zar Nikolaus II. (1894-1917) und sein Vorgänger Zar Alexander III. hatten in Leipāja-Karosta von 1890 -1906 einen Marinestützpunkt in Verbindung mit einer großen Festungsanlage in Leipāja ausgebaut, Teil dessen die Kathedrale damit wurde.

Militär und kriegerisches Geschehen prägten auch weiterhin die Geschichte der Kathedrale. Während des 1. Weltkrieges wurde ein Teil des Inventars einschließlich der Glocken und wertvoller Ikonen nach Russland verbracht, restliche Kostbarkeiten von deutschen Besatzern erbeutet. Im neu gegründeten Lettland der Zwischenkriegszeit wandelte man die orthodoxe Marinekathedrale in eine lutherische Garnisonkirche um. Am Ende des 2. Weltkrieges schließlich wurde das gesamte Gelände sowjetisches Militärgebiet und die Kirche wurde als Sporthalle, Erholungs- und Unterhaltungsraum ("Rote Ecke") sowie als Kino für die Marinesoldaten der Roten Flotte genutzt. In dieser Zeit wurde auch die mächtige Hauptkuppel zugemauert, sodass deren großartige Akustik das Zuhören im umfunktionierten "Kinosaal" nicht behinderte.

Das sowjetische Militär verließ den Stützpunkt und die Nikolaus-Kathedrale mit dem Zusammenbruch des Ostblocks im Jahr 1991. Noch im selben Jahr wurde aus der Kathedrale wieder eine christliche Kirche und man feierte im Dezember dort die erste Messe. Seit 1994 wird die Kathedrale wiederhergestellt; obwohl ihre Restaurierung noch nicht abgeschlossen ist, gilt sie als eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Region.

Ungefähr 200 Jahre später setzt die Verehrung des Hl. Nikolaus auch im südlichen Europa (Italien und Spanien) ein, während es noch einmal 200 Jahre dauern soll, bis die Erzählungen über den Hl. Nikolaus auch bis Deutschland gelangen. Hier beginnt die Verehrung ca. im 10. Jahrhundert. Besonders im Rheinland breitet sich der Nikolauskult aus. Hier werden mehrere Kirchen zu seinen Ehren gestiftet (Brauweiler, Düsseldorf, Klotten, Koblenz, Köln).

Der Hl. Nikolaus wird zum Schutzpatron der Seefahrer (Darstellung mit Schiff), reisender Händler und der Kinder (Geschenke des Hl. Nikolaus). Im 12. Und 13. Jahrhundert war der Hl. Nikolaus ein sehr beliebter Heiliger, deshalb wurden ihm viele Kirchen geweiht, sowohl in ländlichen Gegenden als auch in den neu gegründeten Städten, wo gerade die Händler diesen Schutz suchten und schließlich auch als Parton von Klosterkirchen. Da sich sein Segen sowohl auf die Schifffahrt wie auch auf den Handel bezieht, finden sich Niklaus- oder Nicolaikirchen vor allem in den Hansestädten Europas. Im 11. Jahrhundert wurden die Reliquien des Hl. Nikolaus von Myra nach Bari in Italien überfährt (wahrscheinlich um 1087).

Auch in den Niederlanden hat die Verehrung des Hl. Nikolaus eine lange Tradition. Wie der Hl. Nikolaus seine "guten Gaben" verteilt hat, veränderte sich im Laufe der Jahrhunderte.

Die ersten Dokumente, die man vom Feiertag des Hl. Nikolaus fand, stammen aus dem Jahr 1427. Reiche Menschen in der Stadt Utrecht beschenkten am Fest des Heiligen die Armen. Es wurden Geld und Geschenke am 5. Dezember ausgeteilt. Diese Geschenke wurden dann am 6. Dezember, dem Todestag des Hl. Nikolaus, an die Armen verteilt. Es wird berichtet, dass ein Schuh vor die Kirche gestellt wurde und die Geschenke, die in die Schuhe gefüllt wurden, waren Geschenke für arme Menschen.

Die moderne Version des Nikolaus-Festes, so wie man das Fest heute feiert, wurde aus dem Buch "Sint Nicolaas en zijn knecht", von Jan Schenkman (niederländischer Schriftsteller), aus dem Jahr 1850 entnommen. Der Autor beschrieb, dass der Hl. Nikolaus ein großer Kinderfreund war und die Kinder mit Süßigkeiten und Geschenken belohnte, wenn sie brav waren. Auch die Vorstellung, dass der Hl. Nikolaus mit einem Boot und dem schwarzen Knecht Ruprecht erscheint, stammt aus dieser Heiligenlegende.

Das Fest des Hl. Nikolaus ist in vielen Ländern mit kleinen Geschenken verbunden, aber in den Niederlanden hat dieses Fest einen besonderen Stellenwert, weil die Geschenke so umfangreich sind, wie in anderen Ländern zu Weihnachten. Und das Weihnachtsfest ist in den Niederlanden dann eher eine Reihe von Tagen, an denen man gut isst und mit der Familie zusammensitzt, aber die Geschenke hat Sint Nicolaas gebracht.