Heilige der Woche


20.08.2018.-26.08.2018.
Dr. Hilda Merkl Kőrösi, Ungarn



Hl. König Stephan in der Budaer Burg
Photo: Hilda Merkl Kőrösi

HEILIGER KÖNIG STEFAN I. VON UNGARN

Geburt und Taufe

Heiliger Stephan wurde um 969 als Sohn des Fürsten Géza geboren und hat nach der Geburt von seinen Eltern den Namen Vajk erhalten. Er war der letzte Großfürst und der erste König vom Árpádenhaus. König Stephan ist der Gründer des christlichen ungarischen Staates, der erste ungarische Heilige und eine der größten Gestalten sowohl der ungarischen als auch der europäischen Geschichte. Er ist Patron von Ungarn.

Großfürst Géza war nicht getauft, neigte sich aber zum katholischen Glauben und schätzte die aktuelle historische Situation in Europa scharfsichtig ein. Er ließ seinen Sohn, den fünf jährigen Vajk taufen, er erhielt in der Taufe den Namen des ersten Märtyrers Stephan. Géza bestellte hervorragende christliche Lehrer für seinen Sohn. Gerhardus, der hochgebildete, gelehrte Benediktinermönch aus Venedig hat dem jungen Prinzen die christliche, die wissenschaftliche und die politische Entwicklung gesichert, der bereit war die enorme Menge von Wissen anzueignen. Stephan hat sich von Anfang an bewußt zum Herrschen vorbereitet.

Im Jahre 995 heiratete Stephan Gisela von Bayern, die Schwester des deutschen Kaisers Heinrichs II., des Heiligen.

Gründung eines christlichen Staates

Als Stephans Vater Géza 997 starb, versuchten einige ungarische Fürsten sein Reich an sich zu reißen. Doch er kämpfte erfolgreich gegen sie und wurde Herrscher von Ungarn. Papst Silvester II. belohnte seinen Kampf um die Einheit Ungarns mit einer Krone, und mit einem apostolischen Privileg. Die Krone wurde nur zur Krönung der ungarischen Könige verwendet. Die Heilige ungarische Krone hatte ein bewegliches Schicksal, wurde mehrmals in der Geschichte enteignet, schien verloren gegangen zu sein, wurde aber immer wieder vorgefunden und gerettet. Sie ist auch heute hoch geehrt und befindet sich im ungarischen Parlament unter der Kuppel zur Besichtigung ausgestellt.

Der Glaubenswechsel hat viel Kraft und Energie gefordert, die Einführung der neuen Religion, die neue, dem christlichen Abendland zugewandte Politik hat beträchtlichen Widerstand erweckt, den Kämpfen fielen viele zum Opfer.

Der tiefgläubige junge Fürst Stephan wandte sich mit Geduld zu seinem Volk aber entschlossen und zielbewußt dem christlichen Abendland zu. Seine Gemahlin, Königin Gisela stand ihm treu bei.

Zu Weihnachten des Jahres 1000 wurde Stephan in Gran (Esztergom) mit der heiligen Krone zum ersten König Ungarns gesalbt und gekrönt.

Hauptaltarbild der Basilika Hl. Stephan
in Székesfehérvár
Photo: László Kiss


Detail vom Altarbild der Basilika in Székesfehérvár
Photo: László Kiss

Nachdem er seine Herrschaft gegen die Stammesfürsten gestärkt hatte, begann er den Aufbau seines Reiches. Um 1010 erkämpfte er den nördlichen Landesteil von Polen zurück. Es gelang ihm nach hartem Kampf die Bulgaren zu besiegen und dadurch im Jahre 1018 die Pilgerstraße nach Jerusalem wieder zu befreien. In Jerusalem gründete er ein Hospiz.

Parallel damit gelang es ihm seine Macht über sein mittlerweile großes Reich zu stabilisieren, und es zu einem christlichen europäischen Staat zu entwickeln. Es geschach durch eine Verfassung und Schaffung von Gesetzen.

Aufbau der Kirchenstruktur

Danach wurden die Erzbistümer Esztergom (Gran) und Kalocsa mit acht Bistümern und die Abteien Pannonhalma (Martinsberg), Zalavár, Bakonybél und Pécsvárad ins Leben gerufen. In der großen Arbeit leistete ihm Gerhardus Sagredo, der Bischof von Csanád (der Lehrer von Herzog Emmerich) zuverlässige und wertvolle Hilfe.

Zehn Dörfer verpflichtete Stephan, zusammen eine Pfarrkirche zu errichten. Für die Ausstattung sorgten der König und mit liturgischen Textilien und Donationen die Königin Gisela.

Mit seinen Gesetzen befestigte König Stephan den neuen Glauben, das Christentum, das Privateigentum, die königliche Macht und die Kirchenordnung mit dem Zehnten.

König Stephan sicherte die Grenzen seines Landes, förderte den Handel mit anderen Ländern und schaffte Wohlstand. Die "Gäste" wurden mit Gastfreundschaft aufgenommen. Die Einwohner des Reiches von König Stephan bildeten ein buntes Gewebe von Herkunft, Sprache und Kultur. Sein höchstes Ziel war aber, alle Einwohner seines Landes zum Glauben an Christus zu führen. Er rief Missionare, meist Benediktinermönche aus Italien und Deutschland ins Land, um diese Riesenaufgabe bewältigen zu können. Von seiner Seite unterstützte er die Anstrengungen der Kirche mit viel Gebet, Fasten und trotz Strenge mit Taten der Barmherzigkeit.

Die Thronfolge

Das Königspaar bekam wahrscheinlich mehrere Kinder, die früh starben unter ihnen zwei Söhne Otto (den sie ebenfalls früh verloren haben) und einen anderen Sohn Emmerich (Imre), der als Thronfolger galt. Sie ließen ihn von dem Benediktinermönch Gerhardus aus Italien erziehen. Zu ihm adressierte König Stephan I. seine Mahnungen (Adminitiones) in lateinischer Sprache, ein Werk, der dem zukünftigen König mit Ratschlägen diente, wie er ein guter, gerechter, weiser und starker Monarch werden kann. Die Gattung ist der sg. Königsspiegel, also ein Werk das mit didaktischem Anspruch geschrieben wurde. Ungefähr die Hälfte des Werkes beschäftigt sich mit dem Glauben bzw. mit der Kirche und die andere Hälfte mit praktischen Empfehlungen zum Regieren.

Die große Hoffnung des Königs Herzog Emmerich zum kompetenten Nachfolger zu erziehen ist früh zerbrochen. Er starb 1031 im Alter von 24 Jahren an einer Jagd. (Die Möglichkeit eines politischen Attentates kann nicht ausgeschlossen werden.) Nach dem Tod des Thronfolgers stand der kranke König Stephan vor einer großen Dilemma. Statt Vazul, seinem byzanztreuen Verwandten, den er blenden ließ, hat er die Krone und damit sein geliebtes Land, Ungarn der Gottesmutter Maria gewidmet.


Glasfenster in der Kirche von Emőd (Nordungarn)
Photo: Gábor Kalóczkai. Pfarrer

Die Reliquien von Hl. Emmerich, Hl. Stephan und Sel. Gisella
in der Basilika von Székesfehérvár
Photo: Pál Lakata

Heiligsprechung

König Stephan starb 1038. am 15. August und wurde in der von ihm erbauten Basilika von Székesfehérvár (Stuhlweißenburg) beigestetzt (wo auch Emmerich ruhte).

1083 wurde Stephan von Papst Gregor VII. - zusammen mit seinem Sohn Emmerich und dem Missionsbischof Gerhardus auf Betreiben von König Ladislaus I. heiliggesprochen. Seine Gebeine wurden im Jahr der Heiligsprechung, 1083, erhoben. Die im Grab unversehrt aufgefundene rechte Hand gilt in Ungarn als nationale Reliquie und ist bis heute in der Basilika Heiliger Stephan in Budapest aufbewahrt.
Der Begräbnistag von König Stephan, der 20. August ist Nationalfeiertag in Ungarn an dem die kostbare Reliquie mit einer Prozession in Begleitung von Hunderten von Katholiken in Budapest mit einer großen liturgischen Feier durch die Stadt getragen wird. (Zur Zeit des Kommunismus feierte man am gleichen Tag die Verfassung).

Königin Gisella wurde 1911. vom Papst Pius X. seliggesprochen. Heiliger Stephan, Selige Gisela und Heiliger Emmerich sind Mitglieder der ersten kanonisierten christlichen Familie in der Welt. Ihre Verehrung ist bestimmend für das ungarische Selbstverständnis.

Seine Attribute sind die Weltkugel und das Kreuz.

Gedenktag von Hl. Stephan in der Weltkirche ist der 16. August.


Hl. König Stephan mit Hl. Emmerich und Sel. Gisela,
Milleniumdenkmal am Hauptplatz von Budakeszi
Bildhauerin: Györgyi Lantos
Photo: Katalin Kőrösi