Heilige der Woche


10.09.2018.-16.09.2018.
Prof. Dr. Grazyna Swiatowy, Polen



Erzengel Michael Kirche in Breslau
Bild von der Kapelle der Edith Stein -
Hl. Teresia Benedicta a Cruce OCD *



DIE HEILIGE TERESIA BENEDICTA
(Edith Stein)

Edith Stein, Ordensname Teresia Benedicta a Cruce OCD, oder Teresia Benedicta vom Kreuz

♣ Geboren - 12.10.1891 in Breslau
♣ Gestorben - 09.08.1942 im KZ
(Auschwitz-Birkenau)
♣ Gedenktag - der 9. August
(sowie römisch-katholischer als auch evangelischer)
♣ Seliggesprochen - am 1. Mai 1987
(von dem Papst Johannes Paulus II.)
♣ Heiliggesprochen - am 11. Oktober 1998
(von dem Papst Johannes Paulus II.)

Erzengel Michael Kirche in Breslau -
ehemalige Pfarrgemeinde der Edith Stein,
wo sie betete *

Erzengel Michael Kirche in Breslau -
ehemalige Pfarrgemeinde der Edith Stein,
wo sie betete *

Erzengel Michael Kirche in Breslau
Kapelle der Edith Stein -
Hl. Teresia Benedicta a Cruce OCD *

Edith Stein war eine deutsche Philosophin und Frauenrechtlerin jüdischer Herkunft, die 1922 durch die Taufe in die katholische Kirche aufgenommen und 1933 Unbeschuhte Karmelitin wurde. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde sie "als Jüdin und Christin" zum Opfer des Holocaust. Sie wird in der katholischen Kirche als Heilige und Märtyrin und in der evangelischen Kirche als Glaubenszeugin verehrt.

Augusta (1849-1936), geborene Courant, gestorben in Wroclaw und Zygfryd Stein (1844-1893), gestorben herum Schlesischer Mist, waren ihre Eltern.

Sie hat 6 Geschwister gehabt:
♣ Paul (1872-1943), gestorben in Theresienstadt;
♣ Elza/Else Gordon (1874/6-1954/6), gestorben in Bogotá;
♣ Arno (1879-1948), gestorben in San Francisco;
♣ Elfriede/Frieda Tworoger (1881-1843), gestorben in Teresienstadt;
♣ Rosalie, Rosa (1883-1842), gestorben in Auschwitz-Birkenau;
♣ Erna Biberstein (1890-1978), gestorben in Langhorne (USA).

Familie Stein ca. 1894 *

Edith und Erna in ihrer Kindheit *

Studien

♣ 1897-1906 - Schüler in der Schule Victoria.
♣ 1908-1911 - Mittelschule, Matura 3. März 1911.
♣ 1911-1913 - Studium an der Universität Wroclaw.
♣ 1913-1915 - Studium in Göttingen, bei prof. E. Husserl.
♣ 1914 - Pflegekurs in Breslau.
♣ 1915 - Lehrerprüfung (pro facultate docendi).
♣ 1916 - Verteidigung der Dissertation in Freiburg im Breisgau.
♣ 1917 - Veröffentlichung eines Fragments der Dissertation.
♣ 1919 - die erste Ablehnung der Habilitation erhalten.

Arbeit

♣ 1915 - Sanitätsdienst in Hranice (Weißkirchen) in Mähren.
♣ 1916 - Unterricht in der Schule in Wrocław Victoria.
♣ 1916-1918 - Assistent von Edmund Husserl in Freiburg im Breisgau.
♣ 1918-1922 - Durchführung eines privaten phänomenologischen Seminars in einem Familienhaus in Wrocław.
♣ 1922 - Taufe in der katholischen Kirche in Bergzabern.
♣ 1923-1931 - Arbeit in der Schule von Heilige Magdalena in Speyer.

Edith Stein - Lehrerin in Spira Monastyr, 1926 *

♣ 1925 - Veröffentlichung eines Artikels über den Staat im Husserl-Jahrbuch.
♣ 1928 - Übersetzung aus dem Englischen und die Veröffentlichung von Briefen und Tagebüchern des Kardinals John Newman.
♣ 1929 - Veröffentlichung eines Textes zur Philosophie von Husserl und Heiliger Thomas von Aquin.
♣ 1931 1936 - Arbeit an der Arbeit von Akt und Potenz (Sei fertig und ewig).
♣ 1931-1932 - Herausgabe seiner eigenen Übersetzung der Abhandlung des Heiligen Thomas von Aquin.
♣ 1932 - eine Reihe von pädagogischen, soziologischen und feministischen Vorlesungen, Veröffentlichung von Artikeln.
♣ 1932-1933 - Dozentin am Deutschen Institut für Pädagogische Pädagogik in Münster.
♣ 1933 - die Notwendigkeit des Rücktritts von der Arbeit.
♣ 1933 - Beginn der Niederschrift der Familiengeschichte, Abschluss 1939 in Echt.

Das Kloster

♣ 1933 - Eintritt in den Karmel/Maria vom Frieden in Köln, Noviziat, ein halbes Jahr später Einkleidung und Empfang den Ordensnamen von Teresa Benedicta vom Kreuz.

Edith Stein - vor der Einkleidung, Karmel in Koln, 1934 *

♣ 1935 - Vorlage der ersten Gelübde.
♣ 1938 - ewige Gelübde.
♣ 1938 - Übertrag in das niederländische Kloster in Echt.
♣ 1940-1942 - Arbeit am Studium der Heilige Jan vom Kreuz.
♣ Am 2. August 1942 - Festnahme und Deportation in die Lager in Amersfoort und Westerbork.
♣ Am 7. August 1942 - Deportation in das KZ Auschwitz-Birkenau.
♣ Am 9. August 1942 - stirbt sie höchstwahrscheinlich in der Gaskammer von KZ Auschwitz-Birkenau.

Auf dem Weg zur Heiligkeit

♣ 1962 - Beginn des Informationsprozesses für die Seligsprechung.
♣ 1972 - Abschluss des Prozesses.
♣ 1987 - Seligsprechung durch Johannes Paul II. in Köln.
♣ 1998 - Heiligsprechung in Rom.
♣ 1999 - die Veröffentlichung von Edith Stein als Mitpatronin Europas.

Kindheit, Studien und philosophische Arbeiten

Edith Stein wurde als jüngstes von elf Kindern in eine jüdisch-orthodoxe Familie am 12. Oktober1891 in Breslau geboren. Vier der Geschwister waren bereits vor Ediths Geburt verstorben. Ihr Vater, der Kaufmann Siegfried Stein, starb, als Edith etwa ein Jahr alt war. Die Mutter Auguste Stein, geborene Courant, führte den Holzhandel weiter und ermöglichte allen Kindern eine solide Ausbildung.

Nach neun Schuljahren verließ die begabte Schülerin 1906 vorzeitig das zehnjährige Lyzeum in Breslau und half fast ein Jahr lang ihrer ältesten Schwester Else Gordon in Hamburg, die zwei Kinder hatte. Zu der religiösen Tradition ihres Elternhauses entwickelte die junge Edith Stein ein kritisches Verhältnis und verstand sich zeitweilig als Atheistin. Zurück in Breslau, finanzierte die Mutter kurze Zeit Privatunterricht, so dass Edith 1908 nach einer Prüfung, ohne die 10. Klasse absolviert zu haben, in die 11. Klasse des Gymnasiums aufgenommen wurde und dort 1911 ein sehr gutes Abitur ablegte.

Sie begann ihr Studium an der Universität Breslau und belegte die Fächer Psychologie, Philosophie, Geschichte und Germanistik. Später studierte sie an der Universität Göttingen und Freiburg im Breisgau, zuletzt wieder in Breslau. Nach ihrem Staatsexamen und der Doktorarbeit 1916 mit dem Thema Zum Problem der Einfühlung war sie bis 1918 wissenschaftliche Assistentin ihres Doktorvaters, des Philosophen Edmund Husserl in Freiburg. Obwohl mit Auszeichnung promoviert, wurde sie nicht zur Habilitation zugelassen. An der Universität Göttingen legte sie 1919 erfolglos die Habilitationsschrift Psychische Kausalität vor; in Breslau und Freiburg im Breisgau bewarb sie sich vergebens mit der philosophischen Abhandlung Potenz und Akt. Alle vier Versuche, zur Habilitation zugelassen zu werden, scheiterten an dem Faktum, dass sie eine Frau war. Edith Stein überarbeitete und beendete die Schrift in der NS-Zeit 1936 unter dem Titel Endliches und ewiges Sein. Die Schrift ist ein Grundriss der Ontologie. Edith Stein setzte sich darin mit dem Denken von Thomas von Aquin, Husserl und Heidegger auseinander.

Glauben - Weg zu Heiligkeit

Obwohl Edith Stein von ihrer jüdischen Mutter religiös erzogen worden war, hatte sie sich mit vierzehn Jahren "das Beten ganz bewusst und aus freiem Entschluss abgewöhnt". Sie wollte ihr Leben ausschließlich aus sich selbst heraus gestalten, ganz darauf bedacht, ihre Freiheit in den Entscheidungen ihres Lebens zu behaupten. In der atheistischen Zeit ihres Lebens sagte sie: Meine Suche nach der Wahrheit war mein einziges Gebet. Am Ende eines langen Weges durfte sie zur überraschenden Erkenntnis gelangen: Nur wer sich an die Liebe Christi bindet, der wird wirklich frei.

Den Wendepunkt im Leben Edith Steins bildete die Lektüre der Autobiografie der hl.Teresa von Avilla. Am 1. Januar 1922 wurde Edith Stein in Bad Bergzabern durch die Taufe in die römisch-katholische Kirche aufgenommen. Ostern 1923 siedelte Edith Stein in die Pfalz über, wo sie durch Vermittlung ihres geistlichen Begleiters Joseph Schwind, Domkapitular, eine Stelle als Lehrerin an den Schulen der Dominikanerinnen in Speyer übernahm. Im Kloster St. Magdalena hatte Edith Stein perfekte Bedingungen für die Entwicklung ihres geistlichen Lebens, sie nahm jeden Tag an der heiligen Messe teil, sie verbrachte oft Tage der Erinnerung und des Rückzugs, zum Beispiel in die Abtei von Beuron. Der Wunsch, in das Kloster einzutreten und ein beschaulicheres Leben zu führen, wuchs in ihr. In einem Brief von 1930 erinnerte sie sich an Odesiderio Vitae Monasticae - ein Verlangen nach religiösem Leben.

Im September 1933 begann sie das Postulat, dann das Noviziat. Es war keine leichte Zeit. Die zweiundvierzigjährige Frau musste ihre Lebensweise ändern. In Breslau hinterließ sie eine verzweifelte Familie, konnte aber jede Woche Briefe an ihre Lieben schreiben. Die Korrespondenz war jedoch seltener als zuvor. Sie konnte das Kloster nicht verlassen, der Kontakt mit der Welt war begrenzt. Sie gab ihre früheren Aktivitäten: philosophische und pädagogische Arbeit auf. Außerdem musste sie lernen, in einer Gemeinschaft zu leben, um neue und schwierige Hausarbeiten zu übernehmen. Es erfüllte jedoch seinen lang gehegten Wunsch, in einer religiösen Gemeinschaft für Gott zu leben. Am 14. Oktober 1933, zur ersten Vesper des Hochfestes der Hl. Teresa von Avila wurde Edith Stein als Postulantin in den Karmel Maria vom Frieden in Köln angenommen. Während der Einkleidung bekam sie einen Habit und einen Ordensnamen: Teresia Benedicta a Cruce. Sie machte erste Gelübde und nach drei Jahren (1938) ewige Gelübde. In dieser Zeit , im Jahre 1936, ließ sich auch Ediths ältere Schwester Rosa Stein (1883-1942) taufen. Rosa Stein lebte später als Gast und Tertiarin im Karmel in Köln und betreute die Pforte.

Die Harmonie des religiösen Lebens wurde durch Nachrichten aus der ganzen Welt gestört, besonders im Zusammenhang mit der Macht der Nazis und der Verfolgung von Juden. Nach der Kristallnacht im November 1938 wurde Edyta mit ihrer Schwester Rosa in ein scheinbar sichereres Kloster in der holländischen Hauptstadt Echt verlegt. Von dort wurden die beiden Schwestern Stein am 2. August 1942 von der Gestapo verhaftet, am 7. August mit der Reichsbahn in das deutsche Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort am 9. August 1942 in der Gaskammer ermordet.

Dank der Haltung des aufmerksamen Zuhörens lernte Edith Stein auf der einen Seite die Zeugnisse der christlichen spirituellen Erfahrung kennen, die der Heilige Teresa von Avila und anderen großen Mystikern hinterlassen hatte., die sie zu Jüngern und Nachahmern machte, und auf der anderen Seite mit der jahrhundertealten Tradition des christlichen Denkens, fixiert im Thomismus. Dieser Weg führte sie zuerst zur Taufe und veranlasste sie dann, ein kontemplatives Leben im Karmeliterorden zu wählen. Edyta führte ein sehr aktives Leben, das nicht nur mit spirituellen Suchen, sondern auch mit wissenschaftlichen und didaktischen Arbeiten gefüllt war, die sie mit bewundernswerter Hingabe ausführte. Besonders zu würdigen ist ihre Tätigkeit für den sozialen Fortschritt der Frau wegen der Epoche; Texte, in denen sie den Reichtum von Weiblichkeit und Frauenmission aus menschlicher und religiöser Sicht untersucht, sind äußerst durchdringend (vgl. E. Stein, Frau, ihre Aufgabe nach Natur und Anmut, Pelplin 1999).

Edith Stein reifte im Laufe ihres Lebens allmählich in der Erkenntnis Gottes. Sie erkannte immer mehr ihre besondere Berufung, mit Christus den Kreuzweg zu gehen, das Kreuz gelassen und vertrauensvoll in die Arme zu nehmen und es in der Nachfolge ihres geliebten Bräutigams zu lieben.

60 Jahren nach dem Tod der Edith Stein wurde es ein offizieller Informationsprozess für die Seligsprechung angefangen. Edith Stein wurde am 1. Mai 1987 von Papst Johannes Paul II. in Köln seliggesprochen. Die Heiligsprechung fand am 11. Oktober 1998 in Rom statt. 1999 wurde Edith Stein - zusammen mit den hl. Brigitta und der Katharina von Siena - zur Patronin Europas erklärt.

Verehrung

Die heilige Edith Stein - Teresia Benedicta vom Kreuz wird uns heute als Vorbild gezeigt, an dem wir uns ausrichten können. Sie steht auch vor uns als Beschützerin, bei der wir Zuflucht nehmen dürfen. Die Heilige Edith Stein sei für uns ein Beispiel für unseren Einsatz im Dienst an der Freiheit und für unsere Suche nach Wahrheit. Ihr Zeugnis trage dazu bei, die Brücke gegenseitigen Verständnisses zwischen Juden und Christen immer fester zu machen.

Diese Frau hat etwas Faszinierendes -
♣ kompromisslose Ehrlichkeit im Streben nach Wahrheit;
♣ Bewunderung mit Gebet;
♣ ungewöhnliche Fähigkeit, sich als Treffen mit Menschen zu bezeichnen und aus diesen Zusammenkünften tiefe Schlüsse zu ziehen;
♣ die Fähigkeit, die Lebensweise bei Bedarf radikal zu ändern;
♣ konstante Gelassenheit und situativen Sinn für Humor;
♣ ständige Vergebung und Freundlichkeit gegenüber Menschen;
♣ ungewöhnliche Bescheidenheit und Diskretion.

Gedenken

Der Kult der heiligen Edith Stein - Teresia Benedicta a Cruce OCD breitet sich aus. Ihre Reliquien werden in Kirchen und Kapellen zunehmend verehrt. Sie sind in der Erzengel Michael Kirche in Breslau- ehemalige Pfarrgemeinde der Edith Stein, wo sie betete. Die Reliquie des Chormantels der Heiligen befindet sich in der Landricuskirche zu Echt, eine Reliquie vom Gewand der hl. Teresia Benedicta vom Kreuz sind im Speyrer Dom, eine weitere im Altartisch der Pfarrkirche Telfs-Schichtlig.

An allen Standorten von Edith Stein gibt es viele Gedenktafeln.

Eine Gedenktafel befindet sich in Breslau an der Nowowiejskastrasse 38, wo ihr Familienhaus war und seit dem Jahre 1995 als Eigentum der Stiftung- Die Edith Stein Gesellschaft ein Zentrum für Kulturdialog eingerichtet wurde. *


Die anderen Gedenktafeln sind an der Breslauer Universität, in Köln an der Dürener Straße 89 und an der Werthmannstraße 1, in Freiburg im Breisgau in der Goethestraße 63, Zasiusstraße 24, Dorfstraße 4 und Spitzackerstraße 16 in Günterstal. *

In Wachenheim ist die katholische Kirche dem Patrozinium der hl. Edith Stein geweiht. In Hamburg-Allermöhe gibt es die Edith-Stein-Kirche und einen Edith-Stein-Platz. Der 1978 errichtete und inzwischen aufgelassene Edith-Stein-Karmel in Tübingen war ebenfalls dem Patrozinium Edith Steins unterstellt. Eine Edith Stein geweihte Kapelle steht in Breslau, in Köln und in anderen Städten.

Diverse Straßen, Schulen, Gebäude, Kliniken und öffentliche Einrichtungen in deutschen, niederländischen, österreichischen und polnischen Städten sind nach Edith Stein benannt.

Der Edith-Stein-Preis wird vom Göttinger Edith-Stein-Kreis alle zwei Jahre an Persönlichkeiten, Gruppierungen und Institutionen verliehen, die sich grenzüberschreitend sozial engagieren. Er besteht aus einer Medaille mit der Inschrift "Unsere Menschenliebe ist das Maß unserer Gottesliebe" und ist mit 5.000 Euro dotiert.





* Alle Fotos: Aufnahmen von Prof. Dr. Grazyna Swiatowy, Polen